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Gelöste Rätsel alter Erdkarten

Erschienen 1991 in der Hermann Haack Verlagsgesellschaft mbH Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha, ISBN: 3-7301-0655-4

Geographische Bausteine, Neue Reihe, Heft 40

129 Seiten, 27 Abbildungen  im Text, 8 Fotos in der Anlage, Karte der Ökumene nach Marinus von Tyros, biographische Angaben bedeutender Wissenschaftler des Altertums, weiterführende Literatur, Verzeichnis geographischer Namen

Erhältlich nur noch über den  Autor, Preis: 14,50 € (portofreie Zusendung)

 

Inhalt:

  • Die Rätsel alter Erdkarten

  • Antike Informationsspeicher und ihr Schicksal

  • Das Wissen der Vorzeit liegt in den Werken der Antike verborgen

  • Alte Kulturen und ihre kartographischen Leistungen

  • Portulankarten – Höhepunkt und neuer Anfang

  • Verkehrswege vor Jahrtausenden

  • Astronomie und Geodäsie in alter Zeit

  • Zusammenfassung und Ausblick

 

Aus dem Vorwort, 2. Absatz

 

Im Jahre 1981 erschien im gleichen Verlag die erste Auflage des Titels „Ungelöste Rätsel alter Erdkarten“. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, und der Autor möchte in diesem Baustein über Fortschritte bei der Lösung der Rätsel alter Erdkarten berichten. Nach Jahren einer gewissen Stagnation im Erkenntnisprozess -so ignorierten einige Wissenschaftler die Rätsel auf alten Karten überhaupt - hat sich doch mehr und mehr die Ansicht durchgesetzt, dass die alten Erdkarten noch eine Fülle von ungelösten Fragen beinhalten und dass man sich diesen Fragen durchaus mit wissenschaftlichen Methoden zuwenden kann, ja zuwenden muss. Es geht immerhin um nichts Geringeres als um die Kulturgeschichte der Menschheit, zu deren Erforschung die Kartographie noch viel mehr beitragen kann als bisher.

Schließlich sind Karten schon immer Wissensspeicher mit einer großen Informationsdichte.

Die Kartographie wird in diesem Baustein als eine Wissenschaft verstanden, die raumbezogene Sachverhalte und Erscheinungen registriert und bewahrt. Oft sind es nur noch die Karten oder gar ihre Kopien oder Beschreibungen, die uns von den heute kam vorstellbaren Leistungen der vor Jahrtausenden lebenden Entdeckungsreisenden, Völkerkundlern, Landvermesser und Navigatoren berichten. Gegenwärtiges Unverständnis für die Leistungen unserer Vorfahren entsteht aus einer Unterschätzung des damals vorhandenen Wissens und der praktischen Fähigkeiten. Es gibt immer noch zu wenig Informationen über unsere Vorfahren, deshalb können wir uns vieles was sie leisteten, nicht erklären. Der Autor möchte in diesem Geographischen Baustein zeigen, das Geographen und Kartographen schon vor Beginn unserer Zeitrechnung über viele Erkenntnisse verfügten, die sie sammelten und auswerteten. Auch auf die Gefahr hin, schon im Vorwort einige Leser zu enttäuschen, möchte ich gleich feststellen das es heute leider noch nicht möglich ist, alle konkreten Fragen, die alte Erdkarten aufwerfen, direkt zu beantworten. Die Kenner der Problematik werden dies sicher auch nicht erwarten. Wir können uns aber ein breites Wissen über die Antike verschaffen, um zu verstehen, das viele Rätsel alter Erdkarten nur deshalb Rätsel geworden sind, weil uns heute einfach viele Informationen über die Vergangenheit fehlen.

In diesem Sinne soll im folgenden mit den Bekanntmachen der antiken Geographie und Kartographie eine  Beantwortung vieler Fragen versucht werden.

 

Das Wissen der Vorzeit liegt in den Werken der Antike verborgen.

 

Dieser Satz ist nicht nur eine banale Feststellung, sondern Realität. Will man vorhandenes Wissen über die Antike hinaus rekonstruieren, so muss man sich mit der Literatur der Griechen und Römer auseinandersetzen. Ältere Relikte aus vorantiker Zeit können leider nur selten zu Rate gezogen werden, da viele dieser Zeitzeugen unwiederbringlich verloren gegangen sind.

 

Markante Beispiele für geographisches Wissen

 

Es sind nicht viele Fakten, die man in der Literatur über frühe Entdeckungsreisen findet und diese sind dann auch noch bruchstückenhaft. Die folgende Aufstellung soll einen Überblick zu den im Buch erwähnten geographischen Erkenntnissen geben.

 

Zunächst zu den Bibliotheken

 

Aufbewahrungsorte für das Wissen, wir sagen heute „Informationsspeicher“, waren schon immer die Bibliotheken. Eine der ältesten ist die der Keilschrifttafelsammlung von Ebla. 14.000 Tafeln, darunter geographische Abhandlungen, wurden erst 1963 bei Grabungen im Tell Mardich entdeckt. Sie stammen aus dem dritten Jahrtausend vor Christus.

Über die Bedeutung der „Informationsspeicher“ gab es auch in alter Zeit nie Zweifel. Das beweist ein Text aus dem Alten Reich der Ägypter (2635 – 2155):

 

„Sei ein Schreiber, setze es dir in dein Herz. Ein Buch ist nützlicher als die sieben Gräber im schönen Westen. Es ist auch besser als ein großes Gut und eine Gedächtnisnische im Tempel.“

 

Im Palast der Stadt Ninive (heute Mosul) wurden 1843 über 30.000 Tontafeln gefunden, die auf gemauerten Sockeln und Regalen gelagert waren. Sie stammen aus dem Staatsarchiv des Königs Assurbanipal um 650 vor Christus.

Die Graphik enthält die Lebensdaten der wichtigsten Gelehrten vor und nach Christus. Ihre Werke bewiesen einmal mehr wie umfangreich ihr Bild von der Welt war, dass sie erforscht und dokumentiert hatten.

 

 

Frühe Forschungsreisen

 

In den folgenden Beispielen bekannt gewordener Seefahrten mussten die Navigatoren nicht nur Kenntnisse ihrer Route haben sondern brachten sicher bei jeder Reise auch neue Informationen über die Geographie mit nach Hause

 

948 vor Christus: Phönizier segeln durch das Rote Meer nach Indien

929 vor Christus: Fahrten der Phönizier an die Ostküste Afrikas bis zum Sambesi.

Hekataios von Milet stellte auf dieser Karte, die um 500 vor Christus entstand, den damaligen Wissensstand dar.

 

450 vor Christus: Herodot reiste nach Ägypten, Phönizien, Mesopotamien und ins Land der Skythen (eurasische Steppen nördlich des Schwarzen Meeres im heutigen Südrussland und der Ukraine, von der unteren Wolga und dem Kuban bis zum Fluss Dnister.

 

400 vor Christus: Hekataios von Milet reiste durch Europa und nach Asien und Ägypten und verfasste eine Erdbeschreibung.

Um 150 nach Christus hatte sich die Kenntnis von der europäischen, afrikanischen und asiatischen Welt schon bemerkenswert erweitert.

 

Um 100 nach Christus: Das Werk des Claudius Ptolemäus „Geographia“ ist die umfangreichste, erhalten gebliebene Sammlung geographischer Daten aus der Antike. Aus über 8000 geographischen Koordinaten wurden später die Ptolemäuskarten gezeichnet.

Allein der Verlauf der römischen Straßen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus legt ein deutliches Zeugnis nicht nur vom Straßenbau und dem Machtbereich der Römer, sondern auch von den geographischen Kenntnissen in dieser Zeit ab.

 

Im europäischen Zeitalter der Entdeckungen (15. bis 18. Jahrhundert) konnte die Erde dann weiter kartographiert werden. Zu beachten ist dabei aber die Tatsache, dass in den meisten Quellen mit Entdeckung die europäische Entdeckung gemeint ist. Kein Zweifel beispielweise, dass nicht der Holländer Roggeveen im Jahr 1722 der Entdecker der Osterinsel war, sondern selbstverständlich die ersten Bewohner die Insel entdeckt haben und die kamen lange vor ihm auf das Eiland. Hier kann man auch die Frage stellen, warum denn Europa immer im Mittelpunkt unserer Erdkarten stehen muss?

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