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Die Berichte der ersten Wiederentdecker der Osterinsel


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-Fortsetzung 94 vom 18. Februar 2018

Edward Davis 1687 - 1. Nachricht über eine Sichtung der Insel

Der Seeräuber und holländische Kapitän Edward Davis fährt mit dem Schiff „Bachelor´s Delight“ 1687 von Galapagos in Richtung Kap Horn. Auf einer südlicher Breite von 27 Grad und 20 Minuten (heutige exakte Lage: 27 Grad, 9 Minuten, 30 Sekunden südlich, 109 Grad 26 Minuten West) sichtet er einen kleinen gebirgigen Landstrich („eine kleine sandige Insel“, schrieb Lion Wafer), den er für die nördliche Landspitze der Terra australis ingocnita hielt. Es war mit großer Wahrscheinlichkeit die Osterinsel. Die Kunde von der Entdeckung dieses „Davis Land“ wird von dem Seeräuber William Dampier und dem Bootsmann der „Batchelor´s Delight“, Wafer, in ihrem Bericht über die „Merkwürdige Reise nach der Erdenge Darien, auch durch die Südsee und das mittägige Atlantische Meer“ publiziert.

Der größte einst aufgerichtete Moais liegt jetzt am Ahu Te Pito Kura am Boden und ist 9,8 Meter lang. Die Größe der Statuen beträgt im statistischen Mittel 4,05 Meter, ihr Durchschnittsgewicht 12,5 Tonnen. Von einer Statue, die 400 Tonnen wiegt, ist uns nichts bekannt.

Jacob Roggeveen 1722 - Erster Europäer kommt zur Insel

Der holländischer Seefahrer Jakob Roggeveen (1659-1729) fährt am 1. August 1721 mit den Schiffen Arend, Thienhoven und Afrikaansche Galei in Holland los. Der Aufenthalt in Inselnähe beträgt nur knapp vier Tage Tage, Quelle: Roggeveen, Jacob: Dagverhaal der Ontdekings Reis met de Schepen ... in de jaren 1721 en 1722. Doch das Logbuch erscheint erst 1838 in Middelburg,

Roggeveen versuchte ebenso den sagenumwobenen Südkontinent zu finden, wie es bereits sein Vater Arent Roggeveen vorhatte. Er kam von den Westfriesischen Inseln durch die Le-Maire-Straße und erreichte eine südliche Breite von 60 Grad. Treibeis hinderte ihn an einem weiteren Vorankommen. Er musste die Suche nach dem Südkontinent deshalb aufgeben und wandte sich nach den Juan Fernandez-Inseln, die er für Siedlungszwecke als geeignet ansah.

Einst hatten die Moai Augen, sie wurden ihnen allerdings erst eingesetzt, wenn sie sich an ihrem endgütigen Standort befanden.

Auf West Kurs entdeckte er dann am 6. April 1722, zum Ostersonntag, eine einsame Insel, die er "Paaschen" oder "Oster Eilandt" (also Osterinsel) taufte. Wegen der starken Brandung und des Fehlens eines geeigneten Ankerplatzes konnten Roggeveen und seine Mannschaft nur einmal die Insel betreten.

Carl Friedrich Behrens war der Kommandant der niederländischen Seesoldaten auf Roggeveens Schiffen und offenbar auch der Berichterstatter. Quelle: Der Wohlversuchte Süd-Länder, das ist: ausführliche Reisebeschreibung um die Welt 1722, Hrsg. Plischke, Leipzig 1925, erstmals schon 1738 in Frankfurt/M.

“Den sechsten April, da die Holländer noch zwölf Grad weiter gegen Westen gefahren waren, fanden sie ein Land, welches sie Osterinsel nannten, weil dies eben der Ostersonntag war. Man blieb die ganze Nacht auf der Reede. Den anderen Morgen lief man gegen Südost in einen Meerbusen ein, um daselbst vor Anker zu legen. Viele tausend Insulaner begaben sich dahin. Endlich tat man die so sehr verlangte Landung mit hundertundfünfzig Mann, Soldaten und Matrosen. Unser Admiral befand sich in Person dabei. Die Einwohner kamen uns sogleich in so großer Anzahl entgegen, dass man, um weiter fortzukommen, sich durchdringen und mit Gewalt einen Weg machen musste."

Anmerkung: Dabei wurde völlig sinnlos der Insulaner erschossen, der die Fremden bereits auf ihrem Schiff begrüßt hatte.

Weiter bei Behrens: "Ihre Geschenke bestanden aus indianischen Feigen, Nüssen, Zuckerrohr, Wurzeln und Hühnern. Sie fielen auf die Knie, pflanzten ihre Fahnen vor uns auf, und überreichten uns Palmzweige zum Zeichen des Friedens. Sie bezeugten uns durch ihre allerdemütigsten Stellungen, wie sehr sie wünschten, unsere Freundschaft zu haben. Endlich zeigten sie uns ihre Weiber, wobei sie uns zu verstehen gaben, wir könnten nach Belieben mit ihnen umgehen und einige davon auf unsere Schiffe mitnehmen.

Die Menschen sind ziemlich groß und stark, von bräunlicher Körperfarbe und mit angenehmen Gesichtszügen. Die Gesichter der Frauen sind mit leuchtend roter Farbe bestrichen. Ihren Körper hüllen sie in rote und weiße Decken."

Verwundert bemerkte Carl Friedrich Behrens, dass sich die Frauen jederzeit vor den Fremden entkleideten und sie mit eindeutigen Gesten in ihre Hütten winkten. Das war ein Trick, auf den auch weitere Besucher hereinfielen. Kleider waren Mangelware und während sich die Matrosen mit den Mädchen beschäftigten, stahlen ihre Männer die Kleidungsstücke. So soll es Matrosen gegeben haben, die zum Gelächter der Mannschaft und mit einer Rüge des Kapitäns, ihr Schiff nur noch mit langen Unterhosen bekleidet, erreichten.

"Diese Insulaner sind überhaupt lebhaft, wohlgebildet, munter, ziemlich klein, und wissen mit vieler Geschwindigkeit zu laufen," schreibt Behrens weiter. "Sie haben ein sanftes, angenehmes, sittsames und untertäniges Wesen, und sind überaus schüchtern und furchtsam. Sie sind insgemein braun, so wie die Spanier, indessen findet man doch einige, deren Gesichtsfarbe rötlich ist, als wenn sie von der Sonne verbrannt wären. Die Ohren hingen ihnen bis auf die Schultern, und einige trugen zwei weiße Kugeln darinnen, als ein Zeichen eines großen Schmuckes. Ihre Weiber sind insgemein mit einem sehr lebhaften Rot geschminkt, welches dasjenige weit übertrifft, was wir kennen.

Die Einwohner dieser Insel führen kein Gewehr, wenigstens haben wir keines gesehen, Ich habe aber bemerkt, dass sich diese armen Leute, bei einem Angriff gänzlich auf den Beistand ihrer Götzen verließen, die in Menge an den Küsten errichtet waren. Diese Bildsäulen waren alle von Steinen in Menschengestalt mit großen Ohren. Der Kopf war mit einer Krone gezieret, und alles nach den Regeln der Kunst gemacht und abgemessen, worüber wir uns sehr wunderten. Um diese Götzen herum, zwanzig bis dreißig Schritte in die Runde, war ein Gehäge von weißen Steinen gemachet.

Wir haben auch bemerkt, dass sie vor einigen, besonders hochaufragenden, Steinbildern Feuer anzündeten, sich dann gebeugten Hauptes auf ihre Fersen niedersetzten und ihre Handflächen zusammen brachten, sie auf- und niederwärts bewegend. Diese Steinbilder haben zuerst verursacht, dass wir von Bewunderung ergriffen wurden: denn wir konnten nicht begreifen, wie es möglich war, dass Menschen, denen es an schwerem und dicken Holz mangelt, um ein Gerät zu machen, die auch kein starkes Tauwerk besitzen, derartige Statuen, die wohl dreißig Fuß (rund neun Meter) hoch und dementsprechend dick waren, hatten aufrichten können. Doch wich diese Verwunderung, als wir ein Stück von dem Stein herausnahmen und entdeckten, dass diese Statuen aus Lehm oder Ton geformt waren und dass man kleine glatte Kieselsteine hineingesteckt hatte, die sehr dicht und sauber ineinander gefügt waren und so eine menschliche Figur darstellten."

Doch das war ein Irrtum, die Statuen bestehen aus kompaktem Lavatuff.

"Ferner sah man von den Schultern abwärts sich eine schwache Erhöhung oder Erhebung erstrecken, die die Arme vorstellten, denn alle die Statuen schienen den Eindruck zu erwecken, dass sie mit einem langen Kleid vom Hals bis an die Fußsohlen umhangen wären.“ Anmerkung Josef W. Schmid: Die Leute waren nur kurz an Land, haben also während der ganzen Zeit die Statuen nur von hinten respektive vom Schiff aus sehen können. Das ergibt den beschriebenen Eindruck.

„Der Verfasser der holländischen Nachricht saget, einer von diesen Götzen sei in einen, über einen anderen erhabenen Felsen gehauen und von einer so ungeheuren Dicke gewesen, dass ihn sieben Mann mit ausgestreckten Armen nicht hätten umfassen können, wobei er noch die Höhe von drei Mann gehabt, so dass es unmöglich zu sein geschienen, dass die Aufstellung dieser ungeheuren Stücke das Werk menschlicher Kräfte gewesen."

Diese Beschreibung deutet auf einen Besuch im Steinbruch Rano Raraku hin.

Make Make heißt der Gott der Osterinsel. Er ist auf diesem Relief oberhalb des Kraters Rano Kao dargestellt.

"Dieses Eyland ist sehr bequem, allda anzulegen und Erfrischungen zu suchen", schrieben die Holländer weiter.

"Alles ist daselbst angebaut und bearbeitet. Es ist voller Gehölze und Waldungen. Es war uns unmöglich, den Vorsatz auszuführen, die Insel zu durchstreichen. Es erhob sich ein Westwind mit solcher Gewalt, dass zwei von unseren Ankern losgerissen wurden, so dass wir uns genötigt fanden, das hohe Meer zu erreichen, wenn wir nicht Gefahr laufen wollten, zu scheitern", so Behrens.

Interessant ist die Feststellung von Behrens: "Die Insel ist voller Gehölze und Waldungen“, 52 Jahre später, also 1774, kam Georg Forster mit der Cook-Expedition zur Insel und fand nur noch eine "Handvoll Büsche".

Im Jahr 2004 drehten wir auf der Insel unseren Film "Osterinsel - Heimat der Riesen", zu sehen auf YouTube: https://youtu.be/wb4255ffE_E

Die Spanier nehmen die Osterinsel in ihren Besitz

Die nächsten Besucher aus dem fernen Europa kamen mit dem Spanier Don Felipe Gonzáles y Haedo erst 1770 auf die Insel. Er suchte das Davis-Land, kam aber auch auf die Osterinsel und führte gleich eine sehr überhebliche Amtshandlung durch.

Er nahm die Insel in spanischen Besitz indem er auf drei Erhebungen jeweils ein Kreuz errichten ließ und ihr den Namen des spanischen Königs Karl III. „San Carlos“ verlieh. In einer feierlichen Zeremonie, an der die Osterinsulaner voller Interesse teilnahmen und sicher nichts verstanden, wurde eine Proklamation verlesen. Die Unterschrift der Insulaner unter diesen seltsamen Vertrag ist die erste Kunde der Osterinselschrift, die nach Europa gelangte. Allerdings haben die Spanier nie wieder von ihrem "Besitzrecht" Gebrauch gemacht. Das heute neben Rapanui vor allem chilenisches Spanisch gesprochen wird, hat was mit der Annexion der Osterinsel durch Chile im Jahr 1888

Romantischer Sonnenuntergang am Ahu Tongariki (Foto: Wikipedia.de)

Alle weiteren Fotos: Archiv für Zivilisationsforschung


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