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Simbabwe im Oktober


Reisenotizen von einer fast verloren gegangenen Destination.

Simbabwe, das Land im Süden Afrikas, welches einst Rhodesien hieß und die Hauptstadt Harare, das einstige Salisbury, waren einmal begehrte Reiseziele. Die Landschaft ist vielgestaltig, besitzt mehrere Reservate und mit den Sambesi Fällen sowie den Ruinen von Great Simbabwe einmalige touristische Ziele.

Der konische Turm befindet sich innerhalb der Mauern des elliptischen Tempels

Die Mauern des elliptischen Tempels von Simbabwe und die auf einem daneben befindlichen Berg liegende Akropolis stellen das größte archäologische Monument südlich der Sahara dar und geben ein beredtes Zeugnis von den kulturellen Höhepunkten afrikanischer Vergangenheit ab.

Nachdem das Land ab 1980 durch Präsident Robert Mugabe regiert wurde, sperrte es sich zunehmend dem Tourismus. Eine horrende Inflation und totaler Benzinmangel machen Fahrten durch das Land fast unmöglich.

Die Entwicklung nach der Absetzung von Mugabe im Jahr 2017 gibt wieder Hoffnung.

Die folgenden Reisenotizen stammen vom Oktober 2005 und vermitteln einen Eindruck von den damaligen Schwierigkeiten. Wie sich herausstellte wurden diese aber in den folgenden zwölf Jahren noch viel komplizierter.

Für mich war der Besuch der Ruinen ein lang gehegter Wunsch. Fünf Jahre vorher hatte ich die Reiseberichte des deutschen Entdeckers der Ruinen, Carl Mauch, veröffentlicht. Er war 1871 im Auftrag des Verlages Justus Perthes (Gotha) auf der Suche nach Simbabwe und im Gothaer Verlag durfte ich alle seine, fein säuberlich notierten, Briefe, die er regelmäßig nach Gotha schickte, einsehen.

Das Buch „Zu den Ruinen von Simbabwe“, Peter Hertel, Gotha 2000, ist unter dem Link: https://www.archiv-hertel.de/zu-den-ruinen-von-simbabwe bestellbar.

Dienstag 4.10.

Am Flughafen Tegel hat sich der Abflug nach London wegen Problemen an der Maschine erst um eine und schließlich um zwei Stunden verschoben, der Anschlussflug in London war weg. Man leitete mich deshalb über Frankfurt/Main und Johannesburg nach Harare um. Deshalb kam ich vor Ort sechs Stunden später an. Ich hatte bei der Reiseplanung auf den Weiterflug von Harare nach Bulewayo verzichtet, um noch etwas von dem Land zu sehen. Ursprünglich war die Ankunftszeit 8 Uhr geplant und für 500 Kilometer genügend Zeit mit dem Auto gewesen. Wegen der Verspätung stand ab 16 Uhr eine Fahrt per Mietwagen von Harare nach Bulawayo (500 km) auf dem Programm.

Mittwoch 5.10.

Landung 9.30 Uhr in Johannesburg, da ich schon die nächste Bordkarte hatte ging das reibungslos. Der Flughafen ist nicht schön, Transport mit Bussen, das Rollfeld ist eine einzige Baustelle. Kurz vor 11 Uhr Abflug nach Harare. Das Flugzeug war nur reichlich zur Hälfte besetzt. Ankunft gegen 13 Uhr in Harare, Probleme bei der Einreise, dreimal anstellen, dumme Fragen, die ich eh nicht verstand, 30 US$ für Visum bezahlt, und dann sollte ich noch den Koffer aufmachen. Hab ich aber auch nicht verstanden und wurde deshalb mit einem Wink der sagen sollte: „hat ja mit dem sowieso keinen Zweck“ nach außen entlassen.

Der Flughafen war fast leer, nur einige sich langweilende Einheimische waren zu sehen. Beim Autovermieter Europcar hatte man es kaum für möglich gehalten, dass da einer noch was wollte. Ein freundlicher Herr schrieb mindestens zehn Zettel aus und brauchte genau sechs Unterschriften. Wo es nach Bulawayo geht? Es seien mindestens 500 km, ob ich mir das zutraue? Ja, aber ich hatte keine Ahnung. Das einzige, am Flughafen vorhandene Auto, war ein roter VW, er sei aber zu groß, wir müssten in der Stadt erst einmal das Auto wechseln. Dann ist der Herr gefahren, Linksverkehr und totales Chaos zwischen Fußgängern und Autos, Hinweisschilder sind hier kaum zu finden.

Der blaue VW sah von außen ordentlich aus, aber alle Reifen waren arg in Mitleidenschaft gezogen, der 5. Gang ging überhaupt nicht und der Tank war meist leer.

Schließlich bekam ich einen blauen VW Polo Classic, was wohl heißt ohne Klimaanlage, ohne Fensterheber und ohne Zentralverschluss. Nach meiner Einschätzung war der blaue genauso groß wie der rote, aber vermutlich älter. Vorteil der Aktion, ich war auf der Ausfallstraße, die nach Bulawayo führte. Tank war fast voll, wie sich später rausstellte, war er ganz voll nur die Tankanzeige kaputt!

Nach dem Verlassen der Stadt (es waren nur 430 Kilometer) wurde die ganze Strecke zweispurig. Manchmal auf meiner Seite noch eine Fahrradspur, meistens aber ein ausgebrochener Randstreifen, auf den ich ein paar Mal ausweichen musste, weil der Gegenverkehr nahe vorbeirauschte. Es polterte furchtbar. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass die Straße oft von großen und tiefen Rissen durchzogen war, die sich vom Fahrbahnrand zur Mitte noch verbreiterten. Ortsein- und ausgangschilder gibt es nicht, bis hier her hatte ich nur vier Schilder mit Entfernungsangaben entdeckt.

Die Landschaft rechts und links der Fernverkehrsstraße war ziemlich öde.

Besonders aufgefallen sind mir viele Leute, die in der Gluthitze am Nachmittag die unendlich scheinende gerade Straße langliefen, wohin war unklar. Sie trugen ihre Lasten (Krüge, Koffer, Säcke) auf dem Kopf und versuchten, jedes Auto anzuhalten, es hielt aber keiner, ich vorsichtshalber auch nicht was ich im Nachhinein bedaure. Dabei waren alle ordentlich angezogen, Herren sogar mit Schlips, weißem Hemd und Jackett, man glaubt es kaum.

Unter nahezu jedem schattigen Baum, wo ich auch gern mal angehalten hätte, saßen in großen Gruppen die Wanderer. Ich war hungrig und durstig und außerdem hätte ich auch mal einen einsamen Baum gebraucht, ging aber nicht. Also irgendwo dann in der Sonne ohne Baum doch angehalten und die Vorräte aus dem Kofferraum geholt. Aber keine Ruhe zum Ausruhen verspürt, denn es wurde immer später und 18 Uhr wird es in Äquatornähe dunkel.

Große intensiv blau blühende Jacaranda-Bäume prägen die Landschaft.

Links und rechts der Straße eine steppenähnliche Landschaft mit wunderschön blauviolett blühenden Bäumen, die man schon vom Flugzeug sah. Obwohl die Straße auf dem sogenannten Highland entlangführte, war von Tälern nichts zu sehen. Ansonsten aber alles trocken und trostlos. Ab und zu standen ein paar kleine und runde Eingeborenenhütten mitten in der Landschaft. Ein Alptraum, hier nur an eine Panne zu denken.

Einmal tauchte ein kleiner Monkey, ein pavianähnlicher Affe auf, der am Straßenrand Futter suchte.

Einige Meter weiter eine ganze Gruppe, etwa 15 Tiere, die dem Verkehr zuschauten.

Dann kam eine größere Ortschaft mit Namen Gweru. Kurz vorher hatte der Motor schon einige Male gestreikt. Erst beim Runterschalten vom 5. auf den 4. Gang lief er wieder einigermaßen. Viele Leute, irgendein Fest oder abendliches Treffen, Tankstelle gesucht, ein Boy hat sich den Motor angeschaut, das heißt „hineingeschaut“, aber nichts gefunden, Benzin gab es hier auch keines.

Damit war der Tiefpunkt des Tages erreicht, verbunden mit der Vorstellung, irgendwo auf dieser Straße stehen zu bleiben. Ich vermutete, dass dieses Auto hier vermutlich nie im 5. Gang gefahren wurde und das eben nicht mehr wollte. Im Vierten gab es auch bislang keine Probleme. Also habe ich ihm versprochen, langsamer zu fahren und gehofft, dass das Benzin trotzdem noch reicht und meine Kilometerrechnung (knapp über 400) stimme. Jedenfalls hielt sich das Auto an die Vereinbarung und streikte nicht mehr. Das Benzin reichte glücklicherweise auch.

Dann 18 Uhr, es fehlten noch 120 Kilometer bis Bulewayo, wurde es schlagartig Nacht. Immer noch keine Schilder, aufgeblendeter Gegenverkehr und keine Ahnung, wie breit genau die Straße links noch ist. Von da ab bin ich so mit 80 hinter einem PKW bis Bulawayo gefahren und hatte keine Probleme mehr. In der Ferne tauchten dann die Lichter der zweitgrößten Stadt Simbabwes auf. Das Zentrum ist mit rechteckigen Straßen angelegt, was die Suche nach dem Hotel aber keineswegs erleichterte. Jede Kreuzung sah aus wie die eben passierte.

In Richtung Zentrum war es dann ziemlich finster und ich habe mindestens fünf Leute gefragt, die alle höflich waren aber in verschiedene Richtungen zeigten. Letzte Frage an eine sehr dunkle Dame, die kichert laut und dreht mich an den Schultern rum, dort stand das gesuchte Bulawayo Hotel Rainbow. Vor Freude bin ich gleich rechts rangefahren, Lachen bei dem Portier (Linksverkehr!), aber ich war wenigstens da.

Zimmer O.K und wie in Europa. Vorher musste aber noch die Kreditkarte belastet werden. Die Gesamtsumme wurde in zwei Teilen abgebucht, weil offenbar auch die Technik so große Summen nicht verarbeiten konnte. Im Fahrstuhl zahlreiche Bilder von Robert Mugabe, der offenbar auch hier abstieg.

Gegen 20 Uhr erst mal das Wichtigste ausgepackt und in das Restaurant gegangen. Essen ist in Simbabwe Dollar ausgezeichnet. Das Essen kostete Millionen, muss morgen erst mal in der Bank gehen und den Kurs herausbekommen. Im Hotel wurde alles auf das Zimmer geschrieben und bei der Abreise mit Kreditkarte bezahlt. Wie es sich auch im ersten Haus am Platze gehört.

Donnerstag 6.10.

Wecker hat 8.00 Uhr gepiept, sonst wäre ich nicht munter geworden. Frühstück eher bescheiden, sehr dünner Kaffee mit viel Milch, zwei Toastscheiben, Marmelade, Fruchtsalat, Tomaten und jede Menge Cornflakes nebst Rinder- und Schweineknochen, Bohnen, Maisbrei und weitere solche Leckereien.Dann habe ich den Rest meiner Sachen ausgepackt und bin für zwei Stunden wieder eingeschlafen. Dann ins das hoteleigene Internetcafé. Uralte Kisten! Um ins Netz zu kommen dauert es mal schlappe fünf Minuten, dreimal dann abgestürzt und schließlich gelang es doch noch, eine Mail nach Hause zu senden.

Bulewayo ist die zweitgrößte Stadt Simbabwes.

Dann 13 Uhr erster zaghafter Ausgang in die Stadt. Gegenüber war eine Bank, auch noch geöffnet. 40 US Dollar getauscht. Dauerte 20 Minuten, fünf Zettel, dreimal unterschrieben, Pass vorgelegt, an Nachbarschalter verwiesen, dann fing der Kollege an zu zählen und Berge von Geld anzuhäufen. Kurs ist 1 US$ = 26.003 Zimbabwe $, also 1.040120! Bis dahin hatte ich noch keine Vorstellung, was Inflation wirklich bedeutete.

Ich war plötzlich Millionär mit kleinen, unauffälligen Scheinen, die allerdings weder in die Geldbörse noch in das kleine Fach der Tasche gingen. Bezahlen wurde hier zu einem Zähl- und Transportproblem. Das Essen in dem Imbiss (Steak mit Ei) hat dann doch noch prima geschmeckt und umgerechnet nicht einmal vier Dollar gekostet. Ich habe noch mal nachgerechnet, die Flasche Rotwein im Restaurant hatte gestern 220.000 gekostet. Das sind 8,5 Dollar, rund 6 Euro, das kostet bei uns der Schoppen Wein. Also die Versorgung hier ist weitgehend abgesichert. Bleibt aber noch anzumerken, dass drei Tage vor meiner Abreise der Rotwein im Hotel aus war. Trinkt dort offenbar kaum jemand.

Ein neues Problem aber wartet morgen auf mich. Der Tank ist fast leer und vor dem Hotel ist eine Tankstelle. Da gibt es heute erst ab 17 Uhr Benzin und darauf warteten schon ganztägig rund 200 Autofahrer, die teilweise ihr Auto meterweise vorschoben, weil der Saft total alle war.

Ich hatte sowas schon mal in Rumänien kennengelernt. Dort saß aber meistens noch Mutter oder Oma im Auto. Wenn man die paar Liter nach halbtägigem Warten im Tank hatte, voll tanken war auch hier nicht, dann wurde gleich mit der Spenderin der Tank wieder leer gefahren.

Freitag 7.10.

Es war eine unruhige Nacht, wahrscheinlich wegen der Suche nach dem Benzin, die mir nicht aus dem Kopf ging. Frühstück war noch kläglicher als gestern, vielleicht habe ich nur noch nicht das richtige gefunden.

Die meisten Gäste (alles Afrikaner) essen hier früh warm. Sie packen sich den Teller voll mit Reis, Mais und fettem Fleisch.

Jetzt 9.30 Uhr komme ich gerade von einem Benzinsuchausflug zurück. Ich hatte einer Dame an der Rezeption mein Buch über die Entdeckung von Simbabwe geschenkt und ihr erklärt, warum ich hier bin. Sie hat sich gleich in mein Auto gesetzt und ist mit mir quer durch die Stadt zu einer Bank gefahren, wo es offensichtlich für Ausländer Benzingutscheine gibt, waren aber gerade alle, tomorrow!

Sie hat versprochen, morgen noch mal auf die Suche zu gehen. Mit Dollar ginge es leichter, 1 Dollar = 1 Liter. Sonst kostet das Benzin, falls es welches gibt, nur 30 Cent pro Liter.

Am Nachmittag wollte ich zur zweitgrößten Ruine Khami fahren. Das sind nur 20 Kilometer, sagt die Karte, und da reichte das Benzin noch.

„Früh noch trostlos und am Abend schon wieder voller Hoffnung“. Das hat doch tatsächlich der Entdecker der Ruinen, Carl Mauch, vor über 130 Jahren in sein Tagebuch geschrieben.

Ja, und so ist es eben auf Reisen, sicher nicht nur in Afrika. Die Fahrt nach Khami war eine Pleite, von wegen gut ausgeschildert und 19 km, wie ein einsamer Wegweiser anzeigte. Die Leute, die ich nach dem Weg fragte, waren sehr freundlich, hatten aber haben nicht den blassen Schimmer, wo das liegt. Auf der nach Richtung und Hinweisen scheinbar richtigen Straße ging es kilometerweit in die Steppe. Dann hörte der Teerbelag auf und es deutete sich nur noch eine Sandstraße an, die endete nach einer Viertelstunde vor einem Haufen Steinen, der aber nicht zu der gesuchten Ruine gehörte. Da hatte ich die Nase voll und bin umgedreht. Außerdem war auf Grund der defekten Tankanzeige völlig unklar, wie weit das Benzin noch reicht.

Es ist unglaublich, wie viel Menschen auch hier, 20 Kilometer vor der Großstadt auf den scheinbar nirgendwo hinführenden Straßen laufen, trotz Mittagshitze und schwerem Gepäck, einem großen Sack Zwiebeln auf dem Rücken beispielsweise. Zwischendurch wieder Schulkinder in lila Einheitskleidung, doch wo ist die Schule und wo wohnen sie? Am Straßenrand eine Decke, darauf Fahrradersatzteile, eine Werkstatt.

Die Natur ist im Oktober, Frühling auf der Südhalbkugel, ziemlich trostlos. Bis auf die wunderbar blauviolett blühenden Jacaranda Bäume und wenige Bougainvillea mit ihren leuchtendroten Blüten stehen nur kahle Bäume rum. Das Gras, oder was sonst noch dazwischen wächst, wird scheinbar regelmäßig abgebrannt, was sich durch große Rauchwolken, schon von weitem sichtbar, ankündigt. Bis zum Horizont überall scheinbar eine gerade Fläche keine großen Bäume, kaum Tiere. Einmal habe ich Hühner und heute fünf etwas schlank geratene Ziegen gesehen. Nur bei der Fahrt vom Flugplatz in Harare rannten im Halbdunkel Kühe über die Straße. In der Wildnis drei vier Hütten nebeneinander, das ist alles. Wo nehmen die Wasser her? Wie kann man so leben? Da gibt es natürlich Antworten nur sind die für uns Europäer schwer zu begreifen.

So geht hier Tourismus ohne Bus.

Gegen 15 Uhr habe ich in der Stadt die Tourist Info von Bulawayo besucht. Sie befindet sich gleich neben einem Souvenirladen und dem Busbahnhof. Touristen waren keine da. Dort traf ich eine sehr nette ältere Dame, die Deutsch sprach. Ich schilderte ihr mein Benzinproblem. Sie hat in allen verfügbaren Tankstellen angerufen, No Petrol, war die Antwort. Es war ihr anzumerken, dass sie es persönlich bedauerte, hier nicht helfen zu können.

Dann sagte ich, dass es sich um einen Mietwagen von Europcar handelt. Die Miss hat sofort dort angerufen (zwei Straßen weiter vom Hotel) und freundlich aber bestimmt erklärt, dass mir der Mietwagen ohne Benzin nichts nützt und ich zu den Ruinen will. Morgen 10 Uhr darf ich 40 Liter holen. Na das war doch spannend.

Für die Suche nach der Route zu Khami bekam ich die Adresse einer Lodge, die seit 35 Jahren von einer Deutschen geführt wird. Die würde mit mir sicher hinfahren. Also dort angerufen, Freude über einen Landsmann und Montag nach dem Tanken darf ich sie besuchen.

Beim Rückweg von Europcar habe ich eine Kaufhalle mit Wein gefunden, auch einen Kunstgewerbeladen und dort ein Daumenklavier sowie eine sehr schöne Holzschnitzerei (30 cm hoch) für 10 US$ gekauft.

Die Stadt Bulawayo erinnert noch sehr an die typisch englische Kolonie, was sie ja auch mal war. Sie ist sehr weiträumig, sehr breite Straßen und Kreuzungen wie ein Markt, große Gebäude mit Läden unten, aber viel zu laufen. Kinder und junge Männer sprechen einen mit „Hallo Boss“ an, bei der Antwort „No Boss“ geben sie es meist auf. Das Straße überqueren als Fußgänger ist bei Linksverkehr schwieriger als Auto fahren. Man muss nämlich zuerst immer nach rechts schauen!

Sonnabend, 8.10.

Freud und Leid lagen bei dieser Reise besonders nahe beieinander. Doch der Reihe nach.

Für Mittag fand ich ein kleines Restaurant, sauber und billig gleich gegenüber dem Hotel. Ein Stück gebratener Schinken, gebratene Tomatenscheibe, zwei Toastschnitten und viel Butter, das war ein Frühstücksgedeck, was es hier aber immer gibt. Es kostete 60.000 plus Orange/Wasser/Eis für 10.000, insgesamt also nur 2,7 Dollar, aber dafür habe ich jetzt 17.30 Uhr schon wieder einen Riesenhunger. Mal sehen, wie das heute Abend aussieht, vielleicht werde ich mich mit zwei Vorspeisen ernähren. Im Übrigen sind die Abende hier nicht gerade prickelnd. Im Hotel ist gar nichts los, der Internetladen schließt 19 Uhr und mir ist von vielen Seiten angeraten worden, nach 18 Uhr bei Einbruch der Dunkelheit nicht allein in der Stadt herumzulaufen.

Jeden Morgen 4.30 Uhr (!) wird im Hotel die neueste Tageszeitung unter der Tür durchgeschoben. Sechs Fernsehprogramme, zwei davon Sport und einer CNN. Auf einem Kanal habe ich schon zwei Filme angeschaut. „Löwe aus zweiter Hand“ ein toller und ernster Spaß. Rings um mich nur Hotelgäste und Personal mit schwarzer Hautfarbe, auch in der Stadt kaum ein Weißer zusehen.

Unglaublich aber ist die Freundlichkeit der Einwohner. Man freut sich über ein Lächeln wie bei uns über 20 Euro. Ich hatte gestern dem Hotel mein Buch geschenkt, wie immer war eine Widmung gefragt. Heute hat mich dazu eine Dame vom Personal gefragt, warum ich denn hier bin. Ich habe von dem Buch erzählt und einige Minuten später brachte sie ein wunderschönes Blumengesteck mit Grüßen vom Hotel. Es ist toll gemacht, ein Körbchen mit Rosen, Margeriten und unbekannten Blumen.

Gestern Freitagmittag haben fünf Afrikaner einer Folkloregruppe in der Hotelhalle ohne Ankündigung und Zuschauer drei Stunden getanzt und gesungen, unklar. Dabei war das ein tolles Erlebnis. Sie hatten Speere, Schilde und Rasseln an den Füßen, super! Vielleicht galt das den drei Herren die gelangweilt auf einer Couch herumhingen. Da sie alle wie Präsident Mugabe aussahen, wird er es wohl so gewesen sein. Schließlich ist das Rainbow das erste Haus am Platz. Deshalb auch die hiesige Präsidentenabsteige, mit einem Präsidentensaal und im Fahrstuhl aktuellen Bildern von seinen Besuchen hier.

Nachmittags kommt zweimal ein Eismann und bietet Eistückchen für einen Kühlbehälter in der Minibar an. Minibar das ist hier im Zimmer ein Wasserkocher, zwei Teebeutel und löslicher Kaffee sowie eben der Eistopf. Übrigens Wasser: „Water is saver“ steht auf dem Begrüßungszettel, was wohl auch stimmt.

So nun zu heute: Ich hatte mich 10 Uhr mit dem Herrn von Europcar verabredet und wollte mit dem Auto hinfahren. Denkste, vorn links ein Platter, was bei dem Geknalle auf den ausgebrochenen Straßen kein Wunder war. Also bin ich zu Fuß hin und habe gesagt, dass es nun zwei Probleme seien. Daraufhin sagte er zweimal „No problem“ und ließ mich in sein Auto steigen. Wir fuhren in eine Europcar-Garage, das stand zumindest an der „bewachten“ Tür. Hier ist nämlich jede Tür bewacht aber nur von Privatpolizei, echte Polizisten sind ganz selten zu sehen.

Sie gehören alle zu einer Firma, die sich Fawcett nennt und kosten pro Mann für private Nutzer, wie zu erfahren war, runde 700 Euro im Monat, ein Vermögen für die hiesigen Finanzverhältnisse. Damit wissen wir jetzt auch, wer hier was zu bewachen hat.

Nach dem Öffnen einer schweren Eisentür kam ein langer schlammiger Gang zum Vorschein, indem rechts Haufen von Abfällen lagen und dahinter eine wacklige Holz Bude stand. Es sah aus, wie im Krimi, hätte nur noch einer mit der Pistole gefehlt, der hinter dem Schuppen vorgesprungen wäre.

Die Tür des Schuppens war allerdings verschlossen, der Europcarmensch hatte seltsamer Weise keinen Schlüssel, suchte eine Brechstange und knackte die Tür. Aus dem Schuppen wurden zwei je 30 Liter Behälter geholt und in sein Auto verladen. Wer weiß wessen Benzin das wirklich war? Dann fuhren wir auf den Park Hof des Hotels und der Experte von der Autovermietung wollte mit einem Schlauch und Trichter das Auto auftanken. Doch der Schlauch lief schneller als es der Trichter verkraftete, zwei Liter Verlust, für den Kollegen ein Drama. Übrigens war interessant, wie er denn das Benzin aus dem auf dem Autodach stehenden Kanister in den Schlauch brachte. Ich sah ihn schon spucken. Er aber stupste den Schlauch im Benzinbehälter solange hoch und runter, bis er sich automatisch mit Benzin füllte. Bravo! Das sind so die Technologien, die uns im modernen Europa verloren gegangen sind!

Aber da war eben ein „leicht“ verschmutztes Filter im Trichter und deshalb lief die Brühe auf den Hof. So musste er Schlückchen weise, immer solange bis der Trichter wieder leer war, die 40 Liter ins Auto füllen. Plötzlich lief die Kiste wieder über, die Tankanzeige stimmte nicht und zeigte weniger an als offenbar drin ist. Wieder zwei Liter Verlust und leise zurückhaltende Flüche des Herrn mit weißem Hemd und Schlips. Es war ja genau genommen sein Auto.

Jetzt ging es an das Rad. Wagenheber sogar funktionsfähig und erst mal Ziegelstein als Bremse gesucht. Dann durfte ich ihm zeigen, wie der Wagenheber angesetzt wird, nämlich mit der Rille nach oben in die Kante unter der Karosserie, sonst kann man nicht drehen. Der Arme hatte wohl noch nie einen Reifen gewechselt. Nächstes Problem: die glänzenden Radkappen waren mit einem Kabelbinder festgemacht, doch wie den durchkriegen? Der junge Mann wusste keinen Rat, aber mein Messer half.

Irgendwann, nach größeren Kraftanstrengungen kriegte er die Muttern los und montierte das Ersatzrad. Pünktlich 13 Uhr sei er wieder mit dem reparierten Rad da. Schon zehn Minuten früher rief der Portier hier an, wir fuhren in die Garage, er hatte noch 20 Liter Benzin in einem Kanister mit. Die ich natürlich für die Rückfahrt von den Ruinen brauchte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch gar nicht daran gedacht, dass es auch dort keine Tankstelle geben würde. Offenbar lag aber da auch Eigeninteresse vor, denn er wollte sicher gern sein Auto wiederhaben. Ich fand das trotzdem sehr sehr nett.

So war das Auto nun für die geplante morgige große Tour von Bulawayo zu den Great Simbabwe Ruins gerüstet. Es sind 320 Kilometer und ich will dort zweimal übernachten, damit ich wenigsten einen ganzen Tag Zeit habe. Es ist ja das Ziel der Reise und es wäre blöd dort nur durchzurennen.

Afrikanischer Gemüsemarkt.

Dann habe ich noch etwas eingekauft (Brot, Gurke, Tomaten und vor allem Wasser). Ein Gasthaus hatte ich auf den 500 km von Harare nicht entdeckt und das wird morgen nicht anders sein. Der Hotelparkplatz ist ein Innenhof, ebenfalls rund um die Uhr von einem Wachmann geschützt. Der hat nur eine kleine Holz Bude mit Stuhl, ein Quadratmeter, und verbringt da seine Tage.

Irgendwo in der Stadt war eine feminine Demo, eine Frauenstimme brüllte für die Rechte ihres Geschlechtes.

Hier wird nicht mit Antiquitäten, sondern mit Kleidung gehandelt.

Der Trödelmarkt rings um ein großes öffentliches Gebäude ist ein Erlebnis und findet immer sonnabends statt. Es gab keinerlei Antiquitäten, woher auch. Im Angebot sind hier fast nur gebrauchte Klamotten, bergeweise. In der Mitte sitzt der Verkäufer und versucht, möglichst viel von den Sachen los zu werden und rauszuschlagen. Die Textilien sind begehrt und nötig. Sicher kann keiner die Ladenpreise bezahlen. Dabei sind die meisten Leute auffallend ordentlich und sauber gekleidet, auch die, die schon zehn Kilometer auf der staubigen Straße gewandert sind. Männer mit Schlips und Kragen. Hier und da begegnet einem mal ein richtig Verwahrloster, aber das ist sehr selten.

Heute hat mich das erste Mal ein Kind angebettelt. Vater und Mutter seien blind und er brauche etwas zum Essen. Er sah mich von einem Bäcker kommen. Erst habe ich nicht der gleichen getan, dann gesagt, dass ich ihn nicht verstehe und als er immer noch keine Ruhe ließ ihn auf Deutsch lauter angeredet und gesagt ich hätte keine Lust mit ihm zu reden. Er war erschrocken und verschwand. Hätte ich ihm auch nur einen Dollar gegeben, ich hätte keine Ruhe mehr gehabt, fand man im Hotel meine Reaktion richtig.

Es ist gerade kurz vor 18 Uhr, die letzten Sonnenstrahlen scheinen durch das Fenster, in zehn Minuten ist es dunkel, auch eigenartig und ungewohnt.

Sonntag 9.10.

Hurra, ich bin in Great Simbabwe und schreibe erst mal bis hierher.

Der Tag des Höhepunktes der Reise rückte also gestern näher, ich hatte mir noch eine Notverpflegung gekauft, die Tasche gepackt und mit dem Auto war ja alles klar. Die Nacht habe ich unruhig geschlafen, draußen haben die Angetrunkenen gegrölt und eine Mücke, bislang die erste, hat mich auch noch gestört. Vor drei Tagen tauchte mal eine etwas größere und schwärzere Spinne als gewohnt auf, die habe ich aber schnell mit der Zeitung erledigt und ins Klo befördert. Ich hatte den Wecker auf 6.30 Uhr gestellt, war aber schon munter. Gegen 7 Uhr Frühstück und jede Menge Leute (zum Sonntag) schon munter. Hier richtet sich das Leben offenbar nach der Sonnenscheinzeit (6 bis 18 Uhr).

Start also immer noch frohen Mutes um 7.30 Uhr, die Ausfallstraße schnell gefunden und die ersten 100 km (von 330) waren schnell geschafft. Ich habe gelernt, jetzt so fahren, dass ich beim Gegenverkehr nicht mehr ins Abseits gerate. Außerdem darf man halt nicht zu viel Rücksicht auf den Gegenverkehr nehmen, die weichen dann auch schon ein Stück mehr nach rechts aus. Die Straßenabschnitte sind teilweise bis zu 30 Kilometer von einem zum nächsten Ort lang und ich wüsste nicht, wen ich da bei einer Havarie zu Hilfe rufen sollte. Aller halben Stunde kam ein voll beladener Bus, meist aber in der Gegenrichtung, vorbei.

Es war wie immer schon früh toll heiß und auch langweilig allein im Auto.

Werkstatt auf dem Hof, keine Technik, nicht wirklich perfekte Reparatur aber sehr sehr nett und zuvorkommend.

Eben dachte ich, dass die Muttern des gestern gewechselten Rades mal nachgezogen werden müssten, da ruckelte plötzlich die Straße, obwohl sie glatt war. Das linke Vorderrad (gestern hatte der Kollege das Reserverad angeschraubt) war total platt. Links ran, Bremse anziehen kaputtes Rad ab und das gestern reparierte Rad anschrauben, das dauerte keine zehn Minuten und war bis auf total schwarze Hände nicht schlimm. Dann hatte ich bei der Weiterfahrt aber mit dem Gedanken zu kämpfen, was nun, wenn noch ein Platter kommt. Dann wäre ich ziemlich aufgeschmissen (nie wieder allein auf solche Touren gehen!)

Also, da gibt es nur eine Möglichkeit, in die nächste Werkstatt fahren und reparieren lassen. Toll die Idee aber heute ist Sonntag, ich bin in Afrika, wo ist die nächste Werkstatt und wie lange dauert das dann? Doch da hatte ich die Leute wieder unterschätzt. An der nächsten Tankstelle (nach ungefähr 80 bangen Kilometern) kam eine Dame raus, die ja wegen Benzinmangels eh nichts zu tun hat, drückte mit dem Daumen auf den Reifen und holte aus der Menge der untätig herumstehenden Männer einen herbei. Der drückte auch drauf, schnappte sich den Reifen und rollte ihn über die Straße auf einen umzäunten Hofplatz, hier Werkstatt genannt. Ein weiterer Kollege war gerade mit einem anderen Reifen beschäftigt, schubste den von der „Werkbank“ auf eine auf dem Boden liegenden Gummiplatte, legte meinen drauf und ruckzuck war der Mantel runter. Hebel, Hammer und Füße reichten dazu, er brauchte keine Maschine. Der Schlauch war völlig zerfetzt und verklebt. Der Kumpel zeigte auf einen daneben liegenden schon aufgeblasenen, natürlich alten, guckt mich an, ob das recht sei, doch die Alternativen waren knapp. Es dauerte keine zehn Minuten, bis der Mantel drauf und der Schlauch mit der Handpumpe aufgeblasen waren. Keine Druckmessung kein Auswuchten, aber eine Quittung von 880.000 Zim$. Mit 15 US$ war der Mensch glücklich und ich auch. Den Betrag ziehe ich Europcar von den Benzinkosten ab. Die müssen doch spinnen, mir so eine Bemme mitzugeben.

Nach einem kleinen Orientierungsproblem in Zisvahango (alle Leute, die ich gefragt habe, gaben eine nette Auskunft, auch wenn ich es nicht immer verstanden habe, ging es noch mal 150 km endlose, heiße Straßen weiter bis nach Masvingo dem ehemaligen Fort Viktoria. Im Park standen englische Kanonen und eine alte Dampflok. Noch 25 Kilometer bis zum Ziel.

Das Great Zimbabwe Hotel an den Ruinen ist besucherfreundlich und angenehm.

Dann ein gemauerter Torbogen, der schon aussah wie die Ruinen und eine Schranke nebst Wachmann. Das Hotel besteht aus bungalowähnlichen Zimmern. Mein Zimmer hat eine zweite Tür nach hinten zum Park mit einem Pool in den ich eben gleich reingeklettert bin. Ganze Monkeyfamilien bevölkern den Garten. Sie sind aber sehr scheu, mal sehen, ob sie mit füttern näherkommen. Dann habe ich die Warnschilder: Füttern verboten, entdeckt. Das war, wie sich später herausstellen sollte, sehr begründet.

Dann schaue ich mich mal in den Ruinen um. Heute Abend schreibe ich weiter. Morgen habe ich bis auf das Umfüllen des Benzins aus dem Kanister (im Kofferraum) und der Besorgung von Verpflegung für die Rückfahrt nichts Riskantes vor und hoffe viele schöne Fotos machen zu können. Dienstag geht es zeitig rückwärts, eine „Werkstatt“ kenne ich ja auf der Tour nun schon.

Montag 10.10.

Hier nun der Bericht von den Ruinen. Von Masvingo führt eine neue Teerstraße hierher, wahrscheinlich hat sich der Präsident die Ruinen auch mal angeschaut. Die Monkeys sind possierliche Tierchen, die hier offenbar die Katzen ersetzen, nur das die kleinen Kerle immer gruppenweise auftreten. Montagfrüh hat einer doch tatsächlich vom Büfett im Restaurant eine große Salzstange geholt und ist sofort auf dem höchsten Baum verschwunden.

Die Formalitäten waren schnell erledigt. Kurze Abruhe, siehe oben, und gegen 14.30 Uhr losgegangen. Dann habe ich festgestellt, dass man noch rund zwei Kilometer mit dem Autofahren kann, also dieses geholt und 15 (!) US$ Eintritt bezahlt. Die Einheimischen (Residenten werden sie genannt) zahlen nur ein Zehntel des Preises. Was ich bei der finanziellen Lage in Simbabwe O.K. finde.

In eine ausliegende Liste müssen für den Besuch der Ruinen Name, Geburtsdatum, Adresse und die Passnummer eingetragen werden. Aus der Liste war zu ersehen, dass pro Tag vielleicht im Schnitt 5 (!) Besucher kommen. Bin dann zum Museum, es ist klein und spärlich, die wichtigsten Funde scheinen, wie immer, in einem Museum der Hauptstadt zu liegen. Führungen gibt es nur in Englisch. Von den berühmten, in den Ruinen gefundenen Dildos waren tatsächlich zwei Stück als „figurine Kultobjekte“ ausgestellt. Man hatte hunderte Penisse aus Stein gefunden.

Ein bisschen Goldfolie diente zur Demonstration der einst reichen Goldfunde, ein Diorama mit der Fundsituation der berühmten steinernen Vögel von Simbabwe und Darstellungen der Steinbearbeitung.

Das Gelände ist hügelig, zum Museum geht es bergauf. Daneben war unter einem grünen Zeltdach eine Heilpflanzenausstellung aufgebaut, die zeigen sollte, was so alles der Gesunderhaltung dient. Offenbar hing die Ausstellung mit einem am Montag stattfindenden Gesundheitskongress im Hotel zusammen.

Der Chef des Museums war nicht da, man hat aber hoch und heilig versprochen, mein Buch weiterzuleiten und einen Termin morgen 10 Uhr zu vereinbaren. Die beiden Kollegen waren erstaunt und erfreut über das Buch, hier gilt eben ein Schriftsteller noch was! Ein Deutsch sprechender US-Amerikaner (hat in München studiert und lebt jetzt in Botswana) hat sich gleich nach den Hintergründen erkundet und bedauert, dass es kein Buch mehr gibt. Ich habe ihn oben auf dem Hillkomplex getroffen.

Der Anstieg zur sogenannten Akropolis war steil und scheinbar endlos. Oben war die bautechnische Leistung zu bewundern, vor allem, wie die Leute die vorhandenen riesigen Steine genutzt haben, um mit Mauern dazwischen eine tolle Verteidigungsanlage zu bauen. Nach den Datierungen war der Hillkomplex zuerst besiedelt und später hat man den Taltempel gebaut. Abstieg dann und zurück ins Hotel.

Am Kiosk, dem einzigen Imbiss hier, haben die Kollegen aus langer Weile mit Kronkorken auf einer Pappe Dame gespielt. Kronkorken nach oben ist schwarz und nach unten weiß. Hier gab es Nachbildungen der Vögel und Wasser und Kekse, sonst nichts.

Die Dusche im Hotel tat später sehr gut, auch wenn das Wasser nur spärlich läuft. Was tun, irgendwann Abendbrot essen und Fernsehen schauen. Hier gibt es, wie bei uns den Bezahlsender Premiere, drei Kanäle wo laufend Spielfilme gezeigt werden. Dabei wird häufig wiederholt. Rotwein und der lange Tag hatten mich müde gemacht. In Anbetracht der übermorgigen Rückfahrt habe ich nicht gut geschlafen und bin immer wieder aufgewacht, weil ich von einer Eingeborenenhütte geträumt hatte.

Einer der heute offenen Eingänge in den Elliptischen Tempel.

Dienstag 11.10.

Natürlich haben sie mir noch mal 15 US$ am Einlass zu den Ruinen abgeknöpft und der Chef war erwartungsgemäß auch nicht da. Ein paar Kinder tobten auf dem Weg rum. Dann tauchte der Tempel auf, genauso, wie ich ihn mir vorgestellt hatte – was auch selten ist. Eingegrenzt durch die hohe Mauer aus sorgfältig aufeinander gesetzten Steinen, ohne Bindemittel, ist das ein Ort der Ruhe, die Christen würden sagen, der Besinnung. Der konische Turm, vermutlich ein Phallussymbol hat keinen Eingang, erscheint nicht so riesig und steht einfach zur Zierde da. Beeindruckend der schmale Gang davor, kaum 50 Zentimeter breit, Stille und Kühle hier sind erholsam.

Die Bauweise der großen Mauer ist beeindruckend. Hier hat es offenbar eine Bodensenkung gegeben, doch ist die Standfestigkeit der Mauer dadurch nicht gefährdet. Nach wenigen Schichten hat sich der Defekt wieder ausgeglichen.

Die gewaltige Mauer ist aus unzähligen ziegelsteingroße Steinen exakt aufgebaut. Bindemittel gibt es keines. Es ist nur der exakten Arbeit der Bauleute zu danken, dass die Mauern solange stehen geblieben sind.

Vielleicht machen wir uns heute einfach auch zu viel Gedanken über Sinn und Zweck, der in manchen Fällen nie mehr zu entschlüsseln sein wird. Ich habe eine halbe Stunde in der Mitte des Elliptischen Tempels gesessen und festgestellt, dass sich schon dafür der Aufwand gelohnt hat, danke an die Erbauer.

Der Autor im Elliptischen Tempel.

Beeindruckenden ist für mich immer wieder, wie es den alten Chefs, Königen, Priestern oder Bauleitern gelungen ist, die Leute zu motivieren und ihnen damit ein Lebensziel zu schaffen. Sicher haben die Menschen hier im 14. Jahrhundert unter der glühenden Sonne geschuftet bis zum Umfallen, doch sie haben etwas für die Nachwelt geschaffen und das hat sie auch glücklich gemacht und ihrem Leben einen Sinn gegeben.

Die gesamte Anlage machte einen aufgeräumten Eindruck, kein Wunder, wenn hier keine Touristen keine Abfälle hinterlassen.

Dann noch eine Flasche Wasser (2 Liter) und geschnitzte Vögel aus Holz als Andenken geholt. Als Dankeschön für mein zweites Buch, dass ich im Büro der Anlage abgegeben hatte, bekam ich im Hotel einen Simbabwevogel aus Speckstein geschenkt. Whow die Kommunikation zwischen Tempel und Hotel hat funktioniert.

Im Shop am Hotel gab es ein T-Shirt für Tim und Postkarten. Das Porto kostet hier 4 Euro pro Karte, ich konnte nur staunen als der Postbeamte meine Scheine zählte. Gestern seien sie noch billiger gewesen, meinte er.

Nach einem spärlichen Essen mit Käse und Salat (bloß nicht wieder Steak!)habe ich Mittagsruhe machen wollen, was aber nicht so gelungen ist, meine Gedanken waren schon mit der Rückfahrt beschäftigt. Am Montagnachmittag habe ich mir „Urlaub“ geleistet. Der Rechner war ohne Strom, also habe ich die Karten geschrieben, bin noch mal in den Pool getaucht, habe Fernsehen geguckt und Abendbrot gegessen. Was? Na Steak natürlich mit einer herrlichen Pfeffersoße. Trotz der Unruhe gut geschlafen. Die Abende sind hier sehr sehr öde. Es bleibt hier auch nichts weiter übrig, als im Hotel zu essen. Masvingo ist fast 30 km entfernt.

Mittwoch 12.10.

6.30 Uhr ohne Wecker aufgeweckt, Sachen gepackt, bezahlt und bin ins Auto gestiegen. Ein Boy hatte es zum zweiten Mal über Nacht gewaschen (2 US$, freiwillig).

Vor dem Restaurant, in den Wipfeln hoher Palmen, hingen kugelförmige Vogelnester und es war ein riesiges Gepipse. Die Jungen werden durch ein Loch von unten gefüttert, was für Vögel das sind, wussten die Kellner auch nicht.

Gott sei Dank, ich bin wieder glücklich im Hotel in Bulawayo gelandet. Doch der Reihe nach:

Abfahrt, nach 20 Kilometern auf einer Superstraße, Polizei. Eine schwarze Lady in Warnweste mit der Aufschrift Police hielt mich an, deutete auf eine Laserkanone – mein Gott, was die alles haben- und stellte fest, ich sei 15 km/h zu schnell gefahren. Klar hatte ich gerade so einen Gemüsetransporter überholt, aber das Schild nicht gesehen. Ich sah meine Bargeldbeträge schwinden, machte eine ernste Miene und nickte immer reuevoll mit dem Kopf. Mein Führerschein wurde verlangt – prima es hatte sich gelohnt, einen neuen zu besorgen. Ein Kollege zeigte mir am Gerät den Messwert, hätte ich auch so geglaubt und unterschrieb einen A4 Zettel. Noch finsterere Miene: The Price: 2500 Dollar, allerdings Zimbabwe $, das sind 30 Cent!!! Er hat ewig nach Wechselgeld gesucht und ich wollte schon sagen „stimmt so“, hielt das aber für unklug und bekam dann die Scheinchen zurück. Schwein gehabt. Wie sich zu Hause herausstellte, hatte Kanzler Helmut Kohl der Simbabwer Polizei mal einige Laserkanonen zur Verfügung gestellt.

Dann 300 km, immer die kaputte Tankanzeige im Blick. Die zeigt mal mehr und mal weniger an, es war eine Katastrophe. Nach drei Stunden tauchte Bulawayo am Horizont auf. Im Hotel hat man sich über meine Rückkehr gefreut, die verwelkten Blumen weggeräumt und zwei Betthupferl auf den Nachtisch gelegt. Die Zeitungen lagen auch hier, Merkel ist Kanzlerin. Im Fernsehen hat man sich hier über sie schon lustig gemacht, beispielsweise mit einer auf dem Kopf schräg sitzenden und viel zu großen Krone. Einen Tag hieß es in den Nachrichten, das Schäuble Verteidigungsminister werden solle. Unklar hätte er dann die Parade im Rollstuhl abnehmen sollen? Das Ausland lachte wieder einmal über uns.

Mittwoch 12.10.

In einer Woche ist die Temperatur hier um 3 Grad auf 33 Grad mittags gestiegen. Es wird langsam ungemütlich doch im Zimmer ist es durch die Klimaanlage schön kühl.

Heute früh habe ich die Lodge Ingrid angerufen, aber die muss erst mal ihre Tochter begrüßen, Donnerstag 11 Uhr hat sie für mich Zeit. Mal sehen, ob da einer weiß, wo die Ruinen von Khami liegen.

Natürlich möchte ich auch noch den Matobo-Nationalpark besuchen. Das ist der hier nahe gelegene Park. Dafür bekomme ich morgen 10 Uhr noch mal 20 l Benzin aus der Hinterhoftankstelle. Die Postkarten habe ich wieder ins Office gebracht, was nicht so einfach war. Die Straßen sind zwar nummeriert, aber die Querstraßen auch. Nur ein Glück, dass mein Hotel als großes gelb angestrichenes Gebäude eine Orientierungshilfe ist.

Es ist schon gleich 17 Uhr, die Zeit vergeht glücklicherweise auch bei Langeweile. In einem Jahr kann man wahrscheinlich überhaupt nicht mehr hierherfahren, wenn das so weiter geht.

Anschließend war ich in der Touristikinformation. Ein Halbtagsausflug in den Park kostet 70, ein Ganztagsausflug 90 US$. Ich weiß nicht, mal sehen was die Ingrid morgen erzählt, die 30 Kilometer werde ich ja auch noch fahren können, wenn ich morgen noch 20 Liter Sprit kriege.

Im Souvenirladen gab es keine Daumenklaviere mehr und auch sonst nichts Tolles.

Aber davor verkaufte ein Mann Armringe. Es war schon lustig. Erst sollte einer 10 (US$) kosten, da ich ablehnte 9, dann zwei für 10. Ich sagte, dass aber nur eine Frau habe, also einer für 7.

Ich hatte noch fünf einzelne Dollar, die bot ich ihm für einen Ring, er lehnte ab. Dann nahm er sie in die Hand und erklärte, dass 1 Dollarscheine auf der Bank nicht gewechselt werden. Da habe ich sie ihm wieder aus der Hand genommen und bin weitergegangen. Er rannte mir hinterher und war dann doch einverstanden.

Dann wieder ins kühle Hotelzimmer, gelesen, einen Film geschaut in dem Monk, der ausgemusterte Kriminalist mitspielte, aber in einer ganz anderen Rolle – komisch.

Jetzt werde ich Duschen und noch ein bisschen ins Internetbüro gehen. Ich hatte eine Mail an mein Reisebüro geschrieben, kurz vor dem Senden kam Error und alles war umsonst. Es wird wohl nicht am Staatsschutz liegen. Es war die antiquierte Technik. Nach dem Schreiben muss man sich erst mal die Hände waschen, so dreckig ist die Tastatur.

Donnerstag 13.10.

Ich komme erst jetzt, 20 Uhr zum Schreiben, das heißt der Tag ist relativ schnell vorbeigegangen. Vor mir steht eine eiskalte Flasche trockener Weißwein. Ich kann nicht jeden Abend nur Roten trinken und habe den vorhin in einer Kaufhalle geholt. Dann musste ich die Klimaanlage ein bisschen optimieren und schon passte die Flasche oben rein.

Heute früh bin ich 10 Uhr zu Europcar gefahren und der Kollege meinte, dass erst früh Benzin käme und ich morgen noch mal nachfragen müsse. Ohne Benzin bin ich hier festgenagelt, es sind vielleicht noch fünf Liter im Tank, das brauche ich, um am Dienstag zum Flughafen (20 km) zu fahren.

Vielleicht wird das noch ein Rechtsstreit und ich werde sicher einiges an Mietkosten zurückholen wegen arglistiger Täuschung. Im Vertrag steht nämlich kein Passus, dass die Leihwagenfirma für Benzinmangel nicht aufkommt. Um es deutlich zu sagen: Ich kann doch in einem Land, wo es kein Wasser gibt keine Boote verleihen.

Dann wollte ich noch mal quer durch die Stadt fahren, weil Zeit bis zur Ingrid-Lodge (11 Uhr) war und habe mich total verfranzt. War aber doch pünktlich und wir haben uns fast zwei Stunden unterhalten. Ihre Tochter (Fremdenführerin in Bergen) und ein Freund, Missionar der Katholiken in Simbabwe, waren da. Er hat viel zur Situation des Landes erzählt. Die Bosse würden immer reicher und richten das Land zugrunde. Mugabe (82) will noch bis 87 regieren. Wenn er jetzt stürbe käme das Chaos über das Land. Die Engländer hätten Simbabwe einst so europäisiert, dass alles funktionierte, die Stadt sauber war und viele Touristen kamen. Jetzt, wo man das „silberne Jubiläum“ 25 Jahre Befreiung (1980 kam Mugabe an die Macht) feiere, liege alles am Boden.

Ingrid hatte noch eine Nachbarin angerufen, ob sie mich zu den Khami-Ruinen fahren kann, doch die wusste auch nicht wo das ist. Gegen 13 Uhr dann wieder zurück in die Stadt. Dann ein bisschen Mittagspause im Hotel und der Entschluss ins Nationalmuseum zu gehen, das nur zwei Kilometer vom Hotel entfernt ist. Es war wieder sehr heiß, keine Wolke am Himmel doch es hat sich gelohnt. Viele Funde aus Simbabwe, ein Bild sogar von Mauch und die ganze Kolonialgeschichte mit Zeitzeugen dargestellt. Ich konnte viele Fotos für eine Ausstellung machen.

Im Museum hing sogar ein Bild von Carl Mauch, der die Ruinen 1871 für Deutschland wiedergefunden hatte.

Stücke chinesischen Porzellans beweisen, dass es schon frühzeitig Kontakte zu dem fernen Land gab.

Dann zurück in die Stadt und ein Kaufhaus für Spielsachen gesucht, um was für die Enkelin zu finden. Doch es gibt, abgesehen von einem Meter großen Löwen nur europäisches Plastespielzeug, nichts Einheimisches. Schnell war es 18 Uhr und finster, ich habe es geradeso ins Hotel geschafft. Duschen, ans Internet und essen. Jetzt gucke ich mal was es an Spielfilmen gibt und hoffe ruhiger zu schlafen. Letzte Nacht rollte irgendetwas einen Stock höher hin und her und kann knallte schließlich an eine Wand. Dem Portier habe ich es versucht zu erzählen, mal sehen ob die Tür oder das Fenster nun dicht gemacht ist.

Freitag 14.10.

Die Nacht war ruhiger, bin 6.30 Uhr aufgewacht und habe mich in Ruhe gewaschen, rasiert und das mit einem Minispiegel, der auf dem Duschschwamm balanciert, damit er nicht zu Boden geht. Dann 10 Uhr wieder zu Europcar, freudige Blicke, Anruf vermutlich bei der Zweigstelle am Flughafen, es dauert noch „twenty minutes“, das gilt hier für eine Zeitspanne von gleich bis zwei Stunden. Ich habe das Auto vor dem Büro stehen gelassen und bin auf die Bank ein letztes Mal Geld tauschen (50 US$ gegen einen Haufen Papier). Der Priester bei Ingrid erzählte mir gestern, dass man um diesen Souvenirladen, mit dem in der Nähe befindlichen auch Busbahnhof besonders aufpassen muss. Zum Glück ist nichts passiert.

Dann zurück zu Europcar, da war ein zweiter Herr da, lachte und fand, jetzt sei alles O.K. Ich habe ihm gleich den Autoschlüssel gegeben und er fuhr mit mir zu dieser geheimen Garage mit Wachtposten, diesmal aber ohne Wachposten und mit einem dicken Schloss davor. Nach mehrmaligem Hupen tauchte der Wachmann dann aus einem Lebensmitteladen auf und öffnete das Schloss. Natürlich nicht gleich und einfach, weil es klemmte, aber immerhin es gelang. Das meiste Handwerkliche gelingt hier offenbar nie auf Anhieb, was zum einen an der Geschicklichkeit der Leute zum anderen aber auch an der antiquierten Technik liegt.

Der Europcarman fuhr in die Krimigarage, nach hinten an die vergammelte Holz Bude, und wollte die noch mal mit einem Schloss abgesicherte Tür aufschließen. Doch das ging schon wieder nicht. Entweder hatte er keinen passenden Schlüssel oder das Schloss war im Eimer, so genau konnte ich das nicht feststellen. Also wurde wieder eine Brechstange gesucht und es dauerte etwa 15 Minuten, bis die Verankerung des Schlosses aus einem Holzbalken herausgerissen war. Wie sich zeigte, muss man das Verfahren schon öfter angewandt haben, der Balken war total zerfranst. Da stellen sich einem Deutschen doch viele Fragen: Warum Wachmann und noch ein Schloss, warum kann man das einfach aufbrechen und, wenn die Bude jetzt nicht aufging, ging sie doch sicher in den letzten 24 Stunden auch nicht auf. Warum habe ich die 20 l Benzin dann erst heute bekommen?

Jetzt kam der Plastebehälter mit dem Benzin zum Vorschein und der Kollegen hatte einen Schlauch an dessen Anfang ein Sieb war. Der Behälter wurde auf ein heran gerolltes und aufgestelltes Fass postiert und wieder solange mit dem Schlauch hineingestupst, bis Benzin lief. Jetzt fehlten noch die schriftlichen Formalitäten: Mein Name, Autonummer, Benzinmenge, Name des Abfüllers, Kilometerstand, Füllstand vor und nachher (Anzeige ist sowieso kaputt, das interessierte aber auch keinen) und dann war es bereits ein 11.30 Uhr.

Um von dem Nationalpark was zu sehen habe ich den Ausflug auf Sonnabend verschoben, es war schon zu spät.

Ohne das angenehme Hotelzimmer wäre es hier richtig öde geworden. Zwischendurch gab es heute mal keinen Strom, eine Sicherung nur für das Zimmer war heraus, aber ein Kollege kam schnell und drückte sie wieder rein.

Vieles erinnert mich hier ein wenig an Moskau. Es gibt wenige, die Ahnung haben und eine Menge Leute, die eine Anleitung brauchen, damit was funktioniert. Wie kann der Wagenvermieter nicht wissen, wie man einen Wagenheber ansetzt? Unter Anleitung der Engländer sei aus dem Land ein ordentlich strukturiertes Vorzeigeländle geworden. Nach dem man die Kolonialherren rausgeschmissen hat, ging vieles zu Boden und hat sich bis heute nicht erholt.

Heute Mittag war ich wieder bei Angels essen, natürlich Gegrilltes, aber angemessene Portionen, die man schaffen kann. 21.30 Uhr im Fernsehen ist nichts los, ein Horrorrattenfilm und Kampf gegen Ungeheuer. So werde ich jetzt ins Bett gehen und hoffentlich gut schlafen.

Sonnabend 15.10.

Gewagter Entschluss, mich noch mal in das halbkaputte Auto zu setzen und die 40 Kilometer zum Matopo-Nationalpark zu fahren. Um 8.30 Uhr ging es los und war überhaupt nicht weit. Auch hier stimmte die Entfernung auf den Schildern nicht. Schon nach knapp 30 Kilometern tauchte das safarimäßige Eingangstor auf. Darunter und dahinter standen auch safarimäßig ausgerüstete Jeeps mit noch safarimäßiger ausgerüsteten Herren und Damen (Safarimütze, Ferngläser, Stiefel, Reiterhosen) sah toll aus und ich habe kein Foto gemacht. Mit meinem kurzärmeligen Hemd und dem VW kam ich mir hier richtig ärmlich vor.

Doch der Eintrittspreis war das keineswegs 15 US$ für mich und noch einmal 5 für den VW. Gut dachte ich, da wird ja an der nächsten Ecke gleich ein Elefant stehen oder ein Löwe seine Beute fressen. Ha, Ha, Ha! Eine schmale Teerstraße, bei Gegenverkehr mussten beide auf den rechts und links befindlichen Sandstreifen ausweichen, die Landschaft sah nicht ganz so öde aus, wie auf den anderen Straßen, sonst nichts. Plötzlich standen links zwei größere Tiere, auf einem saß ein Vogel. Kühe, toll, war mein erster Gedanke. Es waren wohl zwei Kaffernbüffel, aber sie sahen wie Kühe aus. Der Vogel auf dem Rücken pickte die Schmarotzer aus dem Fell.

Beeindruckend war die Bergwelt, die schon vom Eingang aus rechts und links emporwuchs. Es sieht aus, wie kleine bis riesengroße Steine die lose aufeinander geworfen sind. Die sogenannten „Balancing Rocks“ sind durch Erosion der einst dazwischen befindlichen Sand- und Steinschichten entstanden. Die Straße führte mal ein kurzes Stück steil nach unten und dann wieder hoch.

Die Beiden waren die einzigen bemerkenswerten Tiere im Nationalpark.

Plötzlich stand ein Breitmaulnasshorn mit seinem Baby rechts des Weges, so dass ich für das Foto nur das Fenster runter kurbeln musste. Erst zu Hause im Reiseführer habe ich gelesen, dass dies die Sensation des Parks ist und mehr nicht. Von wegen „big fives“ (Giraffe, Elefant, Löwe, Nashorn und Zebra), die gibt es hier gar nicht, weswegen es am Eingang auch keine Belehrung gab, von wegen nicht aussteigen oder so.

Einige unbekannte Vögel flatterten vor dem Auto weg, ließen sich natürlich nicht fotografieren. Als erstes Ziel wollte ich zum Grab von Cecil Rhodes. Der hatte sich auf seinem Lieblingsberg, genannt „The view of the world“ bestatten lassen. Kurz vor dem kleinen Aufstieg gab es wieder eine Kasse und man wollte sage und schreibe 10 US$ kassieren. Das kostet es immer, wenn man die Frage ob man Resident sei, mit No beantwortet. Also habe ich auf den Weltblick verzichtet und bin weitergefahren.

Ein Abzweig (noch Teerstraße) führte dann zum Maleme Stausee, was immer das auch sein sollte. Es ging, immer noch die Teerstraße lang aber steil bergab, Schilder warnten vor „hazard and died“. Neben der Straße lag ein Ton Rohr und dann kam eine ausgetrocknete Pfütze mit ganz wenig Wasser in der Mitte zu Vorschein. Wieder ein Schild: No Stopp, dann der Staudamm, nur 20 Meter lang aber kein Geländer und nur wenig breiter als die Autospur. Also Lenker festhalten und drüber. In einer Felsnische, wenig später, campte ein afrikanisches Ehepaar, Hitze, kein Trinkwasser, nichts zum Baden und die Stein Öde ringsum – wie schön sind doch unsere heimatlichen Wälder, auch wenn es häufig regnet.

Dann gabelte sich die inzwischen zum Sandweg gewordene Straße. Links sieben Kilometer bis zum Game-Park, rechts 14 Kilometer zum selben Ziel. Also links und da kam eine Geländefahrt auf mich zu. Der Weg war etwa 2,50 Meter breit, rechts und links so tiefe Gräben, dass ich allein das Auto nicht wieder herausbekommen hätte. Manchmal war der Sand festgefahren aber in Wellen mit vielleicht 20 Zentimeter Abstand. Dann kam total loser Sand und das Auto fing an zu tanzen. Schließlich war es ausgestanden, eine Teerpiste kreuzte den Sandweg. Geradeaus, wieder Sand, ging es zum Game-Park, aber ich hatte keine Lust mehr und wollte lieber zurück nach Bulawayo. Doch was war das, schon am Rande des Parks stand eine Giraffe. Ich fuhr ganz langsam ran, kurbelte die Scheibe runter und machte den Fotoapparat startklar. Sie blieb stehen, auch als ich hupte und war aus Pappe - aber gut gemacht.

Erst habe ich mich geärgert, nicht in den Game-Park gefahren zu sein, weil ja vielleicht dort die großen Tiere zu sehen waren, aber im Hotel habe ich dann nachgelesen, das Breitmaulnashorn war das einzige, was man hier zu bieten hat. Da gehe ich aber doch lieber in den heimischen Zoo.

Sonntag 16.10.

Am vorletzten Tag gibt es nicht mehr viel zu berichten. Um die OK-Buchung für den Rückflug einzuholen und weil ich noch etwas Sprit habe, bin ich heute Morgen selbst zum Flugplatz (fast 20 Kilometer vom Hotel) gefahren. Es ist ein Wellblechschuppen aber immerhin mit Souvenirstand und Gaststätte auf Gartenstühlen.

Die South African Airways war nicht anwesend und keiner wusste Bescheid, ob der Flug am Dienstag losgeht. Die Hotelrezeption hat dann noch mal telefoniert und bestätigt, dass es klappt.

Im Hotel ging es heute mit der Zimmerreinigung nicht vorwärts, ich habe ein bisschen CNN geschaut, gelesen und bin gegen 12 auf Mittagessensuche gegangen. Dann war das Zimmer fertig und ich habe eine Stunde geschlafen.

Dienstag 18.10.

Der letzte Tag hier ist gekommen, meine Sachen sind schon gepackt und ich habe noch bis 12 Uhr Zeit, ehe ich zum Flughafen fahren will. Das Zimmer hatte ich schon bei der Ankunft bezahlt und musste nur noch die Restaurantrechnungen begleichen. Ausgerechnet hatte ich 260 Dollar, sie wollten aber nur 250 haben und die konnte ich noch in bar bezahlen. Ich habe gefragt, ob das alles sei, ja und O.K. Nichts gekostet haben demnach das Waschen der Hose, der Parkplatz auf dem Innenhof und mindestens vier Telefongespräche im Ort. Sehr nobel.

Rückflug

Ärger gab es bei der Rückgabe des Autos. Man wollte für das „Schwarzbenzin“ nicht einen, sondern zwei Dollar pro Liter und für den angeblich beschädigten Reifen, den ich ja habe reparieren lassen noch einmal rund 80 Euro haben. Ich habe es abgelehnt zu bezahlen, Telefonate mit dem Vermieter in Harare beruhigten den Herrn, man habe ja meine Visanummer. Später wurden 350 Euro von meinem Konto abgebucht. Ich habe daraufhin über Visa eine Rechnung angefordert, die nach Wochen nicht eintraf und so wurden mir die 350 Euro zurückgebucht. Eine kleine Entschädigung.

Rückflug mit einem kleinen Flieger von Bulawayo nach Johannesburg und dann nachts mit der British Airways nach London und vormittags nach Berlin Tegel. Hat prima geklappt auch der Gangplatz im hinteren Teil der Maschine mit letztlich vier freien Sitzen und einer relativ bequemen Nachtruhe im Liegen.

Fazit: Glücklich, den elliptischen Tempel von Simbabwe gesehen zu haben, doch der Preis für die endlosen Tage ohne Benzin im Hotel war ziemlich hoch. Rings um Bulawayo gibt es Dutzende ähnlicher, wenn auch kleinerer Ruinenstätte, doch wie hinkommen ohne Benzin?

Fotos: Peter Hertel

Aktuelle Reisetipps:

Für Reisen nach Simbabwe muss ein noch sechs Monate gültiger Pass vorgelegt werden. Bei der Einreise ist ein touristisches Visum erforderlich. Ausländer ohne staatliche Akkreditierung dürfen nicht über die aktuellen Entwicklungen im Land berichten. Das schließt auch jegliches Sammeln von Informationen, Gespräche mit der Bevölkerung oder Schnappschussfotografien mit der Handykamera ein, da dies als illegale journalistische Tätigkeit ausgelegt werden kann.

In Simbabwe herrscht Linksverkehr. Meist schlechter Straßenzustand, nicht funktionierende Ampeln, Tiere auf Landstraßen, schlechte Straßenbeleuchtungen und Fahrzeugen und überhöhte Geschwindigkeiten stellen ein erhebliches Unfallrisiko dar. Der Zustand der Mietwagen ist nicht mit dem in europäischen Ländern zu vergleichen.

Von Überlandfahrten mit öffentlichen Bussen wird dringend abgeraten. Diese sind wegen fehlender Ersatzteile und mangelhafter Wartung oftmals in schlechtem technischem Zustand.

Die Versorgung mit elektrischem Strom ,Trinkwasser und insbes. auch mit Kraftstoffen (Benzin und Diesel, teilweise lange Warteschlangen an den Tankstellen) ist nicht flächendeckend gesichert.

Der Internationale Führerschein ist erforderlich und nur in Verbindung mit dem nationalen deutschen Führerschein gültig.

Die gängige Währung in Simbabwe ist der 2009 als Zahlungsmittel eingeführte US-Dollar. In der Regel wird bar bezahlt. Die Versorgung mit Bargeld durch Abhebung mit internationalen Bankkarten an Bankautomaten ist fast unmöglich. Kreditkarten werden nur noch sehr selten akzeptiert; wenn überhaupt, dann zumeist Visa-Kreditkarten, Mastercard hingegen kaum noch.

Die medizinische Versorgung auf dem Lande und in der Hauptstadt ist mit westeuropäischen Strukturen nicht vergleichbar.

Organisierte Reisen sind teuer. Umfulana bietet eine 14 tägige Reise für rund 5.500 € an: https://www.umfulana.de/simbabwe/reisen/617-von-harare-zu-den-victoria-falls-rundreise-durch-zimbabwe

(Stand Juni 2019)

Anhang

Artikel: Allein im schwarzen Kontinent DIE UNION Dresden vom Juli 1979


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